Mein Weg zur Hypnose

2011 reifte mit der Eröffnung meiner eigenen Psychologischen Praxis in Deggendorf-Fischerdorf zusätzlich zur angestellten Kliniktätigkeit ein Plan in mir.

 

Ich hatte beobachtet, dass sich manche Störungsbilder als sehr hartnäckig erwiesen haben, so dass sich nur langsam Erfolg einstellte. Bei manchen Patienten ließ sich zwar Erfolg verbuchen, aber der Weg dorthin war für mich und die Betreffende/den Betreffenden anstrengend und emotional sowie mit viel Disziplin, Fleiß und Übung verbunden. Manche Patienten konnte ich auch mit den mir damals zur Verfügung stehenden Mitteln gar nicht erreichen. Ich ahnte, es könnte noch eine Methode geben, die mein therapeutisches Repertoire ergänzt. Eine Methode, mit der es leichter gehen darf.

 

Ich suchte im Internet, sprach mit Kollegen und begann, mich für Hypnose zu interessieren. Ich glaubte zunächst nicht daran, aber ich fand die Idee interessant. So interessant, dass ich ein Seminar in München buchte. Mit Andreas Wolf traf ich auf einen ruhigen, geduldigen und doch charismatischen Lehrer mit großem Fachwissen. Jemand aus der Praxis, kein dröger Theoretiker – genauso wie es mir auf Fortbildungen gefällt. Learning by doing. Gesagt getan – und Anfang 2012 saß ich mitten drin – zusammen mit vielen anderen lernbegierigen Kollegen verschiedenster Fachrichtungen.

 

Meine erste Erfahrung mit Hypnose lässt sich wie folgt schildern: ich war nach wie vor skeptisch, dachte, mit mir als klar denkender Mensch, selbstbewusst, mit starkem Willen, geht das wahrscheinlich sowieso nicht. Aber es kam anders. Freiwillige für erste Hypnoseerfahrungen waren gesucht und ich meldete mich, „Rampensau“ die ich bin. Ich wurde gefragt, ob ich einverstanden bin, hypnotisiert zu werden, mein Kopf wurde mit geschlossenen Augen ein paar Mal rotiert, ich hörte Suggestionen und erfasste aber nur Teile davon. Ich wurde gebeten die Augen zu öffnen und meine Finger zu zählen. Die Zahl drei war verschwunden. Ich zählte: Eins, zwei, vier, fünf und hatte plötzlich an einer Hand scheinbar sechs Finger. Ich lachte, wusste, dass das eigentlich nicht sein kann, aber es gelang mir nicht, „drei“ auszusprechen. Ich wurde wieder gebeten, die Augen zu schließen, erneut wurde mit mir gesprochen. Augen auf. Ich klebte am Stuhl fest und konnte nicht aufstehen. So als würde ich von einem riesengroßen Magneten angezogen. Als ich gefragt wurde woran das liegt, antwortete ich unter großem Gelächter „weil ich weiße Socken anhabe“. Die Kollegen lachten mit mir. Wenige Sekunden später wurde ich aus der Hypnose geholt, konnte wieder bis drei zählen und aufstehen, wie und wann ich es für richtig hielt. Höchst erstaunlich. Mir war schon zu diesem Moment das große Potential dieser Methode bewusst und mir war klar: ich will das lernen. Nicht, um Zahlen aus Hirnen zu zaubern, sondern um Menschen dabei zu helfen, dass sie aus sich selbst heraus ihre Probleme besser lösen können.

 

Es folgte ein sehr lehrreicher, spannender Weg mit vielen Aha-Erlebnissen, oft vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen und vor allem ein Weg der spielerischen Leichtigkeit, wie ich ihn vorher im therapeutischen Bereich nicht erlebt hatte – ein Weg der Leichtigkeit für Patient und Therapeut. Leichtigkeit heißt dabei nicht, dass es nicht oft emotional heiß her ging. Es wurde geweint und gelacht, übelsten Alpträumen folgten wunderschöne Wunschträume. Es wurde so klar, was es heißt, das eigene Potential zu nutzen anstatt verzweifelt kognitiv begreifen zu wollen und sich mit reiner Willenskraft zu einem Ziel zu quälen.

 

Nach diesem ersten Seminar kam ich verändert und beseelt zurück, mit dem festen Wunsch, Hypnose zu einem Teil meines therapeutischen Angebots werden zu lassen. Zunächst nutzte ich sie vorsichtig zur Entspannung, mal für eine Zukunftsvision, mal für eine Raucherentwöhnung. Ein Schlüsselerlebnis hatte ich, als ich zum ersten Mal einen chronischen Schmerzpatienten vor mir liegen hatte, der nach einer Hypnosesitzung vorübergehend völlig schmerzfrei war. Dieses glückliche Strahlen prägte sich mir ein. Schnell übte ich immer mehr. Durch Lesen verschiedenster Autoren zum Thema Hypnose erweiterte sich schnell mein damals noch sehr enges Denkmuster und ich begann erst richtig zu begreifen, wie vielseitig einsetzbar Hypnose wirklich ist. Sehr geholfen dabei haben mir Lehrbücher wie „Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin“ von den Autoren Revenstorf und Peter sowie die vielen wunderbaren Anregungen in den Büchern der geschätzten Kollegin Dr. Agnes Kaiser Rekkas. Es ging darum, ein neues Selbstverständnis als Therapeutin aufzubauen. Weg vom „Ratschläger“ hin zum „Pfadfinder“. Worin der Unterschied besteht? Ganz einfach: der Ratschläger hört dem Patienten zu und hat zahlreiche gute Tipps parat, Lösungen kommen vom Therapeuten, deshalb besteht auch zum Therapeuten meist ein vom Machtgefälle geprägtes Abhängigkeitsverhältnis. Der Pfadfinder ermöglicht es dem Patienten jedoch, nach aufmerksamem Zuhören und Hinterfragen, aus sich selbst heraus Lösungen zu finden. Er gibt sehr wohl Richtungen vor oder schließt Wege aus, lenkt, leitet und begleitet, aber der Patient wird dazu motiviert, eigene Ressourcen zu nutzen, weshalb er auch in der Lage ist, selbstständig und unabhängig zu agieren. Der Patient hat Erfolg und kann sagen „habe ich selbst erreicht“.

 

Das Hypnosefieber hatte mich schnell ergriffen. Ich belegte weitere Seminare, bildete mich fort in Ideomotorik und anderen Fortgeschrittenen-Techniken, Hypnosystemik, Hypnose bei Traumata, bei Ängsten und Phobien sowie bei Schmerzen und psychosomatischen Beschwerden.

 

Immer mehr gelang es mir, meinen eigenen Stil zu entwickeln. Ich erfasste das Geheimnis der Hypnotherapie: Fachliches Wissen wird kombiniert damit, als Therapeut extrem flexibel zu sein, noch mehr auf den Patienten einzugehen und dabei Phantasie und Kreativität zu nutzen.

 

Nach vier Jahren permanenten Einsatzes entschied ich mich dafür, in der Praxis meinen therapeutischen Schwerpunkt auf Hypnose zu legen. So entstand Die Hypnose Praxis in Bad Griesbach. Gerne möchte ich nun meinen Hypnose-Weg mit Ihnen gemeinsam weitergehen.

 

 

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